Gestern waren meine Eltern zu Besuch. Seit zwei Jahren waren sie zum ersten Mal wieder in unserer Wohnung (coronabedingt). Da sind mir ein paar Verhaltensweisen an meiner Mutter aufgefallen, die man sehr gut auf Patentmanagement übertragen kann. Und übrigens: Meine Mutter hat nach meiner Geburt nicht wieder gearbeitet – sie hatte also viel Zeit, um ihre Routinen zu entwickeln.
Regelmäßiges Saubermachen: Natürlich wird regelmäßig sauber gemacht. Einmal die Woche wird mein Vater z.B. dazu angehalten, im gesamten Haus Staub zu saugen.
-> Das ist für mich die regelmäßige Überprüfung, wo wir gerade patentmäßig stehen. Regelmäßige Termine, an denen wir schauen, was der aktuelle Stand ist (Staub im Wohnzimmer), wo wir hinwollen (kein Staub im Wohnzimmer) und wie wir das erreichen können (saugen).
Ständiges Suchen: Meine Mutter hat zudem einen – na, nennen wir es mal „Tick“ entwickelt: Sie ist ständig auf der Suche nach Krümeln. Besonders beliebt ist die Treppe im Flur, wenn das Sonnenlicht draufscheint. Dann sammelt sie „im Vorbeigehen“ alles ein, was irgendwie nach Krümel aussieht. Gestern habe ich sie auch mehrmals zum Mülleimer laufen gesehen, weil sie irgendwas entdeckt hatte.
-> Das ist für mich zusätzlich zum regelmäßigen Saubermachen eine „ständige Alarmbereitschaft“. Immer, wenn einem etwas über den Weg läuft, wird es sofort angegangen und erledigt. Damit braucht man nicht später zum Ort zurückkommen, um sich erneut damit zu beschäftigen. Bei Patentthemen also „Augen und Ohren offenhalten“, damit man aufmerksam ist und hoffentlich nichts übersieht.
White Spot Analyse = Platz für Dinge zur Ablage finden: Meine Mutter hat zudem die Angewohnheit, Dinge auf einem Haufen zu lagern. Jemand nannte das mal „das Haufenprinzip“. Heißt z.B., dass alle Bücher oder Magazine, die gerade irgendwie gelesen werden, auf an einem Ort gestapelt sind. Was ist aber, wenn ich einen neuen Haufen anlegen will? Dann brauche ich Platz. Und der muss erstmal gesucht werden.
-> Äquivalent im Patentrecht ist die sog. „White Spot Analyse“. Yvonne Wich nennt das die „Schrebergärten der Innovation“. Wie bei der Besiedlung von Amerika werden dabei Claims abgesteckt, welche Wettbewerber in ihre Schranken verweisen. Oder, nochmal anders erklärt: Man sucht explizit nach Nischen, die noch nicht von Patenten besetzt sind, so dass man sich selbst dort innovativ austoben kann. Also: Ein Platz für einen neuen Haufen.
FTO Analyse = Suche nach Dingen, die einer Aktion entgegenstehen: Wollen meine Eltern ein neues Intensivprojekt starten, z.B. in den Urlaub fahren, schauen sie erstmal, was alles dagegen spricht. Sie suchen also nach Dingen, die es entweder unmöglich machen, zu fahren (z.B. Corona) oder die man zumindest erstmal aus dem Weg räumen muss bzw. lösen muss, um die Aktion durchzuführen (z.B. die Frage, wer die Pflanzen in der Zwischenzeit gießt).
-> bei Patentthemen ist das die FTO Analyse (Freedom to Operate). Ich darf nichts produzieren, wenn es ein anderes Patent gibt, welches mir das verbietet. Nach solchen Patenten muss ich also suchen, bevor ich anfange, zu produzieren. Und genau das wird in einer FTO Analyse gemacht.
Meine Mutter hat ihre Routinen perfektioniert. Tatsächlich hat sie sich so konditioniert, dass sie gar nicht mehr darüber nachdenkt und diese automatisch abspult. Routinen sind aus meiner Sicht unglaublich wichtig, um ein funktionierendes Patentmanagement zu haben. Trotzdem sollte man natürlich auch immer wieder überprüfen, ob man sie ggf. anpassen muss. Fallen dir noch ein paar mehr Parallelen zum Haushalt ein?
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