
Patentverletzungen vermeiden: Ein Leitfaden für KMU
1. Patentverletzungen vermeiden:
Warum das Thema auch für KMU wichtig ist
„Wir wollten doch nur eine neue Düse entwickeln.“
So oder so ähnlich klingen viele Geschichten, wenn sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) plötzlich mit dem Vorwurf einer Patentverletzung konfrontiert sehen.
Das Produkt war innovativ, die Entwickler motiviert, der Marktstart in greifbarer Nähe – doch dann flattert ein Schreiben ins Haus.
Abmahnung. Unterlassung. Lizenzforderung. Schlimmstenfalls sogar ein Verkaufsstopp.
„Aber wir haben das selbst entwickelt!“ – Warum das oft nicht reicht
Viele KMU gehen davon aus, dass es reicht, wenn eine Idee selbst erarbeitet wurde.
Doch das Patentrecht schützt nicht, wer etwas zuerst denkt, sondern wer es zuerst anmeldet.
Und dieser Schutz wirkt negativ: Er verbietet Dritten die Nutzung – auch wenn diese unabhängig zur gleichen Lösung kommen.
Gerade deswegen ist das Thema Patentverletzung nicht nur für Konzerne relevant.
Auch KMU, Start-ups und spezialisierte Nischenanbieter können betroffen sein – weil sie:
in hochspezialisierten Märkten agieren,
als Zulieferer innovativer Komponenten gelten,
oder schlicht mit der Konkurrenz Schritt halten wollen.
Kein Grund zur Panik – aber zur Klarheit
Die gute Nachricht: Patentverletzungen lassen sich in vielen Fällen vermeiden.
Und zwar ohne, dass man gleich zum Patentanwalt werden muss.
Was es dafür braucht, sind ein paar klare Denkprinzipien, etwas systemisches Bewusstsein – und der Mut, das Thema frühzeitig im Team anzusprechen.
Dieser Leitfaden ist für dich, wenn du:
in Entwicklung, Einkauf oder Geschäftsführung Entscheidungen triffst,
mit Innovation arbeitest, aber wenig Kontakt zu Schutzrechten hattest,
oder einfach vermeiden möchtest, in eine rechtliche Grauzone zu geraten.
Du bekommst einen Überblick, der praxisnah, verständlich und sofort anwendbar ist.
Kein Paragrafenwald – sondern Orientierung im Alltag.
Mini-Case: Als das Ersatzteil zur Stolperfalle wurde
Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen hatte ein neuartiges Ersatzteil entwickelt, das die Lebensdauer eines Bauteils deutlich verlängern sollte.
Die Lösung war eigenständig entstanden, basierte aber auf einem bekannten Funktionsprinzip – einem, das bereits patentiert war.
Niemand im Team hatte je darüber nachgedacht, ob diese Funktion vielleicht schon geschützt sein könnte.
Das Teil ging in Serie. Drei Monate später kam die Abmahnung: Ein Wettbewerber hatte die Verletzung seines Patents festgestellt.
Ergebnis: Schadensersatzzahlung, Rückrufaktion, Reputationsschaden.
Was das Unternehmen heute anders machen würde?
Ein einfacher Suchlauf – und ein kurzes Gespräch mit einem Experten – hätten gereicht, um das Risiko zu erkennen.
2. Was ist eine Patentverletzung – einfach erklärt
Wenn wir von Patentverletzung sprechen, klingt das schnell nach Juristerei, Gericht und Millionenklagen.
Doch im Kern geht es um etwas sehr Konkretes: Jemand nutzt eine technische Lösung, für die ein anderer ein exklusives Recht besitzt – das Patent.
Patente sind wie unsichtbare Zäune
Ein Patent ist ein Verbietungsrecht.
Es erlaubt dem Inhaber nicht, selbst zu produzieren – aber es erlaubt ihm, anderen zu verbieten, die geschützte Erfindung ohne Erlaubnis zu nutzen.
Und zwar auch dann, wenn der andere dieselbe Idee unabhängig entwickelt hat.
Das bedeutet:
Selbst wer ehrlich arbeitet und innovativ denkt, kann aus Versehen eine Patentverletzung begehen.
Nicht, weil er etwas kopiert hat – sondern, weil die rechtlichen Spielregeln nicht beachtet wurden.
Was genau darf nicht verletzt werden?
Konkret geschützt wird nicht „die Idee“ an sich, sondern die technische Ausgestaltung, wie sie in den Patentansprüchen beschrieben ist. Das sind die Abschnitte im Patent, die genau festlegen, was geschützt ist – und was nicht. Man nennt es auch den „Schutzbereich„.
Daraus ergeben sich zwei wichtige Punkte für KMU:
Es reicht nicht, das Titelblatt eines Patents zu lesen.
- Es reicht nicht, die Einleitung zu lesen und zu dem Ergebnis zu kommen „Wir machen aber etwas ganz anderes“, „Wir haben ein ganz anderes Ziel“ oder „Wir verwenden es für was ganz anderes“.
Und es reicht auch nicht, das Produkt leicht zu verändern – wenn alle Punkte des Patentanspruchs trotzdem erfüllt sind.
Patentverletzungen passieren oft unbeabsichtigt
Viele Unternehmen verletzen Patente, ohne es zu wissen.
Typische Fälle sind:
Entwicklung eines neuen Bauteils, einer Verbesserung oder eines Verfahrens ohne zu prüfen, ob es Patente gibt, die genau das schützen.
- Zukauf von Baugruppen oder Software ohne Prüfung,
Übernahme von technischen Standards, die patentrechtlich geschützt sind,
oder das Reverse Engineering von Konkurrenzprodukten, bei denen Teile geschützt sind.
In all diesen Fällen kann ein Unternehmen ungewollt in eine Patentverletzung hineinrutschen – und wird dafür haftbar gemacht, auch wenn keine böse Absicht vorlag.
3. Patentverletzungen vermeiden – was Ihr konkret tun könnt
Die gute Nachricht vorweg:
Ihr müsst keine Patentrechtsexperten sein, um Patentverletzungen im Unternehmen wirksam zu vermeiden.
Was es braucht, ist ein klarer Blick auf typische Risikopunkte – und ein paar einfache Maßnahmen, die gut in Euren Alltag passen.
Denkt Patente von Anfang an mit – nicht erst am Ende
Patentverletzungen entstehen oft, weil Technik und Recht nebeneinanderherlaufen.
Deshalb ist der wichtigste Schritt: Stellt die richtigen Fragen frühzeitig – am besten schon in der Konzeptphase.
Hier ein paar Leitfragen, die Euch helfen können:
Was genau tun wir hier technisch – und gibt es das vielleicht schon geschützt?
Welche Funktion ist der Kern unserer Innovation?
Ist das eine Lösung, auf die auch andere gekommen sein könnten – und die jemand geschützt hat?
Woher kommen die Komponenten, die wir einsetzen – sind die patentfrei?
Wer bei uns hat Erfahrung mit solchen Fragen – oder kennt jemanden, der helfen kann?
Allein durch diese Fragen entsteht ein besseres Gespür für Risiken – ohne dass Ihr tief ins Patentrecht einsteigen müsst.
Baut Euch ein einfaches IP-Radar
Ihr braucht keine eigene Patentabteilung, um ein Frühwarnsystem zu etablieren.
Wichtig ist nur: IP (Intellectual Property) darf nicht unsichtbar bleiben.
Ein paar Ideen, wie Ihr das schafft:
Legt eine verantwortliche Person für IP-Fragen fest – als Anlaufstelle
Nutzt kurze IP-Checks bei der Produktentwicklung – z. B. als Frage im Projektformular oder einfache Checklisten oder Freigabefelder zur Erinnerung
Holt bei neuen Technologien frühzeitig einen externen Experten dazu
So wird IP ein fester Bestandteil Eurer Innovationsprozesse – kein zusätzliches Bürokratie-Monster.
Achtet bei der Arbeit mit Externen auf klare Absprachen
Ein häufiger Auslöser für Patentverletzungen ist die Zusammenarbeit mit:
Zulieferern,
Freelancern,
oder externen Entwicklungsbüros.
Sprecht das Thema Patente offen an – nicht erst im Streitfall.
In Verträgen und Briefings solltet Ihr klar regeln:
Wer haftet, wenn eine Lösung Patente verletzt?
Wer prüft, ob eingesetzte Technologien frei nutzbar sind?
Wem gehören die Rechte, wenn gemeinsam etwas Neues entsteht?
Wenn hier Klarheit herrscht, vermeidet Ihr viele typische Fallstricke.
Fangt klein an – Wirkung folgt
Ihr müsst nicht gleich alles umkrempeln.
Ein erster kleiner Schritt kann sein:
ein IP-Check in einem neuen Projekt,
ein kurzes Gespräch mit einem Patentanwalt,
oder eine Mini-Schulung mit dem Team: „Wie erkennt man eigentlich ein Patent?“
Ziel ist nicht Perfektion, sondern Aufmerksamkeit.
Und wer Risiken früh erkennt, kann souverän damit umgehen – ohne Hektik und ohne Panik.
4. Patentrecherche: So findet Ihr heraus, ob Eure Idee schon geschützt ist
Bevor Ihr viel Zeit und Geld in eine technische Entwicklung steckt, lohnt sich ein kurzer Realitätscheck:
Gibt es zu Eurer Idee bereits ein Patent?
Diese Frage ist entscheidend – und die gute Nachricht ist: Ihr könnt sie selbst beantworten.
Patentrecherche ist kein Hexenwerk
Viele glauben, eine Patentrecherche sei etwas für Spezialisten mit teurer Software und jahrelanger Erfahrung.
Das stimmt nicht.
Mit ein bisschen Übung könnt Ihr selbst eine erste Recherche durchführen – kostenlos und recht zuverlässig.
Dafür gibt es zwei zentrale Werkzeuge:
DEPATISnet – das Patentregister des Deutschen Patent- und Markenamts
Espacenet – die internationale Datenbank des Europäischen Patentamts
Beide sind kostenlos zugänglich und bieten einen guten Einstieg. Ich empfehle gerne Espacenet, weil die Datenbank inkl. Suchmaske besser aufgebaut ist und mehr Möglichkeiten bietet. Zudem hat das Europäische Patentamt Patente von vielen großen Patentämtern integriert, so dass die Suche nicht nur auf europäische Patente beschränkt ist. DEPATISnet kann man gut für Suchen nach rein deutschen Patenten nutzen.
Was genau solltet Ihr suchen?
Konzentriert Euch auf das, was Eure technische Lösung wirklich ausmacht:
Welches Problem löst sie?
Was ist die zentrale technische Idee?
Welche Fachbegriffe beschreiben sie am besten?
Dann sucht Ihr gezielt nach diesen Begriffen.
Ein Beispiel:
Wenn Ihr eine neue Art von Verbindungsmechanismus entwickelt habt, sucht nach Begriffen wie „Kupplung“, „Verriegelungssystem“, „Verbindungsmechanismus“ – kombiniert mit Eurem Anwendungsfeld.
Was Ihr aus den Treffern lernen könnt
Ihr müsst keine Patentansprüche juristisch durchdringen.
Schaut Euch stattdessen diese drei Dinge an:
Titel und Zusammenfassung – Worum geht’s inhaltlich? Klingt das ähnlich wie Eure Idee?
Anmelder und Erfinder – Wer steckt dahinter? Ist es ein Wettbewerber?
Rechtsstand – Ist das Patent noch in Kraft, abgelaufen oder wurde es zurückgezogen?
So bekommt Ihr ein erstes Gefühl dafür, ob Eure Idee wirklich neu und frei nutzbar ist – oder ob es Risiken gibt.
Wann reicht eine eigene Recherche – und wann nicht?
Eine einfache Recherche ist ein sehr guter Start, gerade für kleinere Entwicklungsprojekte oder Vorüberlegungen.
Sie ersetzt aber nicht immer die tiefergehende Prüfung durch Profis – vor allem dann nicht, wenn:
das Projekt eine größere Investition erfordert,
das Produkt serienreif wird,
oder ein rechtlich belastbares Ergebnis gebraucht wird (z. B. bei Investoren oder Lizenzfragen).
Dann lohnt sich eine Freedom-to-Operate-Analyse (FTO) durch ein spezialisiertes Team.
Mini-Case: Der blinde Fleck im asiatischen Raum
In einem Projekt habe ich mit einem mittelständischen Unternehmen zusammengearbeitet, das bisher keine Freedom-to-Operate-Recherchen (FTO) durchgeführt hatte.
Man kannte die üblichen Wettbewerber im deutschsprachigen und europäischen Raum – vielleicht noch ein oder zwei Player in den USA. Aber das war’s.
Als wir dann gemeinsam tiefer eingestiegen sind und zum ersten Mal systematisch recherchiert haben, kam die Überraschung:
Gerade im asiatischen Raum – vor allem in China – gab es zahlreiche Schutzrechtsanmeldungen zu genau den Technologien, an denen dieses Unternehmen arbeitete.
Nicht nur von großen Konzernen, sondern auch von Universitäten, Forschungsinstituten und kleinen Technologiefirmen, die hierzulande völlig unbekannt waren.
Für das Team war das ein echter Augenöffner.
Es wurde klar: Man hatte einen blinden Fleck, was den globalen Schutzrechtskontext anging – besonders im asiatischen Raum. Und damit auch ein erhebliches Risiko unterschätzt.
Diese Erfahrung war der Auslöser für einen Kulturwandel im Unternehmen:
Seitdem gehört ein FTO-Check frühzeitig zur Produktentwicklung dazu – nicht als Pflichtübung, sondern als ganz normaler Teil des Risikomanagements.
Meine Beobachtung:
Dieser blinde Fleck ist in vielen KMU verbreitet – besonders, wenn der eigene Markt sich bislang eher „europäisch“ anfühlte.
Doch Patente kennen keine Landesgrenzen – und Innovationsdruck gibt es weltweit.
Reflexionsfrage für Dein Team:
In welchen Regionen schauen wir regelmäßig nach Patenten – und wo schauen wir (noch) nicht hin?
Was würde passieren, wenn gerade dort jemand an unserer Idee arbeitet und darauf ein Patent hat?
5. Was tun, wenn Euch eine Abmahnung wegen Patentverletzung erreicht?
So sehr man es vermeiden will – es kann trotzdem passieren:
Eine Abmahnung landet auf dem Tisch. Der Vorwurf: Patentverletzung.
Jetzt ist wichtig, dass Ihr sachlich bleibt, keine Schnellschüsse macht und die richtigen Schritte einleitet.
Ruhe bewahren – nicht ignorieren, nicht in Panik verfallen
Eine Patentabmahnung ist kein Schuldspruch, sondern ein rechtliches Mittel, mit dem ein Patentinhaber seine Rechte geltend machen will.
Ihr müsst jetzt nicht sofort unterschreiben, nichts voreilig versprechen – aber Ihr dürft die Sache auch nicht einfach ignorieren.
Denn: Wer nicht reagiert, riskiert einstweilige Verfügungen oder gerichtliche Verfahren.
Deshalb gilt: Kühlen Kopf bewahren – und strukturiert vorgehen.
Die 5 ersten Schritte, wenn Ihr eine Abmahnung bekommt
Abmahnung prüfen lassen – und zwar fachlich
Gebt das Schreiben sofort an einen Patentanwalt/eine Patentanwältin weiter.
Es geht nicht nur um den Ton des Schreibens, sondern vor allem darum, ob die behauptete Verletzung überhaupt vorliegt.Produkt und Entwicklung dokumentieren
Haltet fest, wie Ihr zu Eurer Lösung gekommen seid. Gibt es Zeichnungen, E-Mails, Prüfberichte? Das kann helfen, Eure Position zu klären.Nicht vorschnell reagieren
Keine Unterlassungserklärungen ohne Rücksprache mit einem Anwalt abgeben, keine Änderungen am Produkt vornehmen – das kann rechtlich nachteilig sein.Technische Details analysieren
Ist Euer Produkt wirklich im Schutzbereich des Patents?
Manchmal ist die Lösung technisch ähnlich – aber rechtlich unkritisch.Optionen prüfen
Vielleicht ist eine Lizenz möglich, vielleicht lässt sich das Produkt anpassen, oder das Patent ist gar nicht mehr rechtskräftig.
Gute Beratung zeigt Euch den Handlungsspielraum.
Was Ihr aus einer Abmahnung lernen könnt
Auch wenn es unangenehm ist: Eine Abmahnung kann ein wertvoller Weckruf sein.
Viele Unternehmen nutzen diesen Moment, um ihre Prozesse zu hinterfragen:
Haben wir eine strukturierte Patent-Risikoanalyse?
Wie gut sind unsere Zulieferer abgesichert?
Wer trägt bei uns Patent-Verantwortung im Projekt?
Es lohnt sich, hier nicht nur „den Brand zu löschen“, sondern dauerhaft vorausschauender zu werden.
6. IP-Awareness im Unternehmen stärken
– mit einfachen Mitteln
Viele Patentverletzungen entstehen nicht, weil jemand unvorsichtig oder fahrlässig handelt.
Sondern weil das Thema Patentschutz schlicht nicht mitgedacht wird.
Es ist nicht Teil der Routinen, nicht Teil der Sprache – und oft auch nicht Teil der Verantwortungskultur.
Deshalb ist die zentrale Frage:
Wie könnt Ihr dafür sorgen, dass Patente im Team sichtbar, verstehbar und besprechbar werden – ohne Schulungsoverkill?
Technisches Verständnis ist da – macht daraus IP-Kompetenz
Gerade in Entwicklungs- und Produktionsteams ist das technische Know-how hoch.
Was häufig fehlt, ist nicht Wissen, sondern der Impuls, dieses Wissen rechtlich einzuordnen.
Deshalb lohnt sich:
ein gemeinsamer Blick auf reale Patente, die nah an den eigenen Produkten sind
das Lesen und Verstehen von Patentansprüchen – nicht juristisch, sondern technisch gedacht
der Austausch über Fragen wie:
– „Was könnte man daran schützen?“
– „Was dürfte ich daran nicht kopieren?“
– „Wie würde ich das umgehen?“
Das schärft das Bewusstsein – und aktiviert das Team.
IP-Wissen: Eine(r) sollte es können – besser ist, wenn alle es verstehen
In jedem Unternehmen sollte es mindestens eine Person geben, die sich aktiv mit dem Thema Patente beschäftigt hat – zum Beispiel durch ein gezieltes Training oder eine Weiterbildung.
Diese Person kann eine Art „Erinnerungsrolle“ übernehmen:
Sie sorgt dafür, dass Patente in Projekten mitgedacht werden, stellt Fragen, gibt Impulse – ohne den Prozess zu blockieren.
Noch wirkungsvoller ist es, wenn alle Entwickler ein solides Basiswissen haben.
Denn oft ist es der Entwickler selbst, der zuerst erkennt, dass eine Lösung „patentnah“ ist.
Wenn er oder sie dann weiß, was das bedeutet und wo man nachschauen oder nachfragen kann, entsteht echte Selbstwirksamkeit im Team.
IP braucht keine PowerPoint-Flut – nur einen Ort im Alltag
Statt großer, ständiger Schulungen wirken langfristig oft kleine, gezielte Maßnahmen:
IP-Frage des Monats am Whiteboard oder im Projektmeeting
Mini-Fallstudien aus der Branche (mit kurzem Aha-Effekt)
Kurze Video-Impulse oder One-Pager mit typischen Irrtümern
Offene Runden, in denen Fragen gestellt werden können – ohne Bewertung
So entsteht ein Umfeld, in dem IP nicht „von außen kommt“, sondern Teil des eigenen Denkens wird.
Verantwortung statt Kontrolle
IP-Awareness funktioniert dann gut, wenn sie nicht mit Kontrolle verwechselt wird.
Es geht nicht darum, Fehler zu suchen – sondern Handlungsfähigkeit zu stärken.
Stellt Euch zum Beispiel folgende Fragen im Team:
Hätten wir diese Funktion auch ohne Schutzrechtsblick entwickelt?
Würden wir anders entscheiden, wenn wir mehr über Patente wüssten?
Wo sehen wir heute blinde Flecken – im Markt, in der Technologie, in unseren Prozessen?
IP-Wissen heißt nicht, alles zu wissen – sondern die richtigen Fragen stellen zu können.
7. Fazit: Vorbeugen ist einfacher, als Ihr denkt
Patentverletzungen wirken auf den ersten Blick wie ein Spezialthema – technisch, juristisch, kompliziert.
Aber bei genauerem Hinsehen geht es um etwas sehr Praktisches:
Wie sorgt Ihr dafür, dass Eure Innovationsarbeit nicht aus Versehen in Konflikte gerät?
Die meisten Verletzungen passieren nicht aus Absicht, sondern aus blinden Flecken:
Weil niemand wusste, dass es schon ein Patent gab.
Weil niemand gefragt hat, ob das zugekaufte Modul rechtlich sauber ist.
Weil niemand zuständig war.
Und genau da liegt der Hebel:
Wenn Ihr Verantwortung klar verteilt, ein Grundverständnis für Patente aufbaut und einfache Checks in Eure Prozesse einwebt, könnt Ihr die meisten Risiken vermeiden – bevor sie entstehen.
Die drei wichtigsten Prinzipien zum Mitnehmen:
Mitdenken statt Nachdenken
→ Denkt Patente frühzeitig mit – nicht erst beim Produktlaunch.Fragen statt Schweigen
→ Lieber einmal zu viel gefragt als einmal zu wenig recherchiert.Verantwortung statt Kontrolle
→ Schafft eine Kultur, in der IP als Teil guter Entwicklungsarbeit verstanden wird – nicht als Bürokratie von außen.
Ermutigung zum Schluss
Ihr müsst keine Patentjuristen sein.
Aber wenn Ihr als KMU weiter innovativ arbeiten wollt, dann gehört ein souveräner Umgang mit Schutzrechten einfach dazu.
Fangt klein an. Wählt einen Einstieg, der zu Euch passt.
Und macht Patente zu einem Teil Eurer Denk- und Arbeitskultur.
Nicht als Hindernis – sondern als Spielfeld mit klaren Regeln.